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Landrat Frank Steffen gedenkt Opfern von SS-Massaker in Hartmannsdorf

Der Spreenhagener Amtsdirektor Sascha Sefeloge (links), Zeitzeugin Margarete Holpert (sitzend) und Bürgermeisterin Christine Reinhold (rechts) lauschen den bedächtigen Worten Frank Steffens © Timo Kinzel Der Spreenhagener Amtsdirektor Sascha Sefeloge (links), Zeitzeugin Margarete Holpert (sitzend) und Bürgermeisterin Christine Reinhold (rechts) lauschen den bedächtigen Worten Frank Steffens

Am Mittwoch, den 2. April besuchte Landrat Frank Steffen im Rahmen seiner Gedenktour durch den Landkreis Oder-Spree zum Kriegsende vor 80 Jahren den Ortsteil Hartmannsdorf in der Gemeinde Spreenhagen. Dort befindet sich ein Gedenkstein zu einem Massaker, das die SS in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges an der damaligen Dorfbevölkerung verübte.

Bürgermeisterin Christine Reinhold eröffnete die Gedenkveranstaltung und erinnerte an das schreckliche Ereignis in Hartmannsdorf im Frühjahr 1945. „Am 21. April hatten die verbliebenen Dorfbewohner, die noch nicht geflohen waren, weiße Laken aus den Fenstern ihrer Häuser gehängt, um der anrückenden Roten Armee ihre Aufgabe zu signalisieren. Dies nutzten jedoch SS-Truppen für einen Racheakt. Sie zerrten alle Bewohner, die sie fanden, aus den Häusern und töteten sie“, erklärte Reinhold den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Gedenkveranstaltung, an der auch der Spreenhagener Amtsdirektor Sascha Sefeloge teilnahm.

Kinder, das jüngste erst neun Jahre alt, Frauen und Männer, der älteste 87, wurden erschossen oder zu Tode geprügelt. Insgesamt zwölf Menschen fanden an diesem Tag ihren Tod. Am 22. April schlug die SS abermals zu, ermordete eine Frau und drei weitere Männer in Hartmannsdorf. Die aktuelle Ortsvorsteherin Laurin Schulz verlas im Rahmen des Gedenktermins die Namen aller Opfer.

Unter ihnen befanden sich auch die Frau des damaligen Bürgermeisters des Ortes, Fritz Krüger, und dessen zwölfjähriger Sohn Kurt. Tochter Margarete (damals 15 Jahre alt, heute mit Nachnamen Holpert) und Vater Fritz überlebten. Margarete Holpert, heute 95 Jahre alt, nahm als stille Zeitzeugin an der Gedenkveranstaltung teil.

Landrat Frank Steffen zeigte sich betroffen von der Schilderung der Ereignisse: „Ich bin sehr bewegt vom persönlichen Schicksal von Margarete Holpert, die damals im Krieg ihre Angehörigen verloren hat, und auch den anderen Opfern in Hartmannsdorf. Wie schmerzhaft so ein Verlust ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Meine Großeltern haben damals den Tod meines Onkels, der mutmaßlich in Halbe ums Leben kam, nicht verkraftet. Und daher müssen wir auch heute, wo wieder ein Krieg in Europa tobt und Menschen in Deutschland den Nationalsozialismus kleinreden wollen, eine Haltung dazu entwickeln.“

Im weiteren Verlauf seiner Ansprache unterstrich Steffen die Motivation für seine Gedenktour. „Ich möchte als Landrat an die Orte kommen, wo die kleinen Gedenkstätten sind. Dorthin, wo der Krieg Menschen unmittelbar betroffen hat. Und gerade hier in Hartmannsdorf können wir sehen, dass im Krieg kaum ein Ort verschont blieb, egal wie klein er auch war.“

Am Ende der Veranstaltung berichtete Bürgermeisterin Christine Reinhold, dass neben dem Stein zusätzlich eine Gedenktafel angebracht werden soll, die über das Verbrechen informiert.

Datum: 3. April 2025